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Zunehmende Unsicherheiten bei der Gasversorgung – trotz positiver Statistiken
Gab es vor Beginn des zurückliegenden Winters noch Bedenken, konnten diese bald abgelegt werden: Zu keinem Zeitpunkt bestand Gefahr für die Versorgungssicherheit. Es war stets genügend Erdgas vorhanden. Doch in Zukunft könnten die Risiken und die Preise steigen.
Nach entspanntem Winter drohen Preisschwankungen
Über die Füllstände der Gasspeicher in Deutschland wird mittlerweile kaum noch berichtet. Das Bangen, gerade zu Zeiten der Energiekrise 2022, ist Geschichte. Deutschland und ganz Europa sind unbestritten gut durch den Winter gekommen. Derzeit bewegt sich der Füllstand der Gasspeicher noch immer bei 67 Prozent. Auch das ist eine Meldung wert, denn das sind die höchsten Bestände, die es zu diesem Zeitpunkt jemals gegeben hat. Darüber informiert unter anderem der Finanzdienst „Bloomberg“.
Nach Ansicht vieler Branchenvertreter ist das dennoch kein Grund zur Entspannung. Zwar kam es im vergangenen Jahr kaum zu Preisschwankungen, doch genau diese könnten Europa in Zukunft wieder drohen, denn sie zeigen bereits jetzt nach oben, wie das Magazin „Telepolis“ berichtet.
Einer der Gründe für die Preisunsicherheiten: die Ungewissheit, ob auch in 2025 noch Erdgas aus Russland nach Europa fließen wird. Viele Länder, darunter auch Deutschland, haben sich von russischem Gas unabhängig gemacht. Neue Bezugsquellen sind unter anderem die USA, der Nahe Osten oder Afrika. Andere EU-Länder wie die Slowakei und Österreich sind jedoch noch auf Russland angewiesen.
Vertrag zwischen Ukraine und Russland läuft aus
Gegebenenfalls müssen künftig neue Bezugsquellen gefunden werden. Denn Ende 2024 läuft der Transitvertrag zwischen der Ukraine und Russland aus. Ein neues Abkommen wird aller Voraussicht nach nicht geschlossen. Innerhalb der Branche herrscht Unsicherheit, wie es weitergehen soll. „Bloomberg“ berichtet, dass einige Händler noch auf eine Fortsetzung des Transits hoffen. Andere Händler sind weniger positiv gestimmt. Schon allein das dürfte für Preisschwankungen sorgen.
Gerade der vergangene Winter war vergleichsweise mild. Dementsprechend heizten viele Verbraucher weniger, die Nachfrage ging automatisch zurück. Nicht zuletzt deswegen sind die Füllstände noch so hoch. Auch 2022 bleibt nicht als besonders eisiger Winter in Erinnerung. Doch eine Garantie für weitere milde Winter gibt es nicht. Laut „Bloomberg“ sehen manche Branchenexperten vielmehr eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen kalten Winter.
Banger Blick in den Nahen Osten
Wie treffsicher derart langfristige Prognosen überhaupt sein können, bleibt offen. Eindeutig ist hingegen die Entwicklung Chinas, die unweigerlich einen Einfluss auf den Gasmarkt hat. Im ersten Quartal 2024 importierte der Wirtschaftsriese aus Fernost 21 Prozent mehr Flüssigerdgas (LNG). Die gesteigerte Gesamtnachfrage hat den LNG-Preis kürzlich signifikant angehoben. Derzeit ist dieser um 26,5 Prozent höher als noch Anfang März.
Letztlich stellt auch die Auseinandersetzung im Nahen Osten einen Unsicherheitsfaktor für den Gaspreis dar. Sollte die Situation weiter eskalieren, wäre eine Unterbrechung der Gaslieferungen aus Katar denkbar. Immerhin handelt es sich beim Wüstenstaat um den drittgrößten Exporteur von Flüssiggas weltweit. Das wiederum hätte ebenfalls steigende Preise zur Folge.