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Wechsel auf Wärmepumpen: Großes Sparpotenzial für Deutschland?
Spätestens seit den Neuerungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sind sie in aller Munde: Wärmepumpen gelten als Schlüsseltechnologie zur Energiewende. Welche Einsparungen hierzulande mit ihnen möglich wären, haben Wissenschaftler untersucht – mit einem überraschenden Ergebnis.
Deutschland innerhalb der EU mit besonderer Stellung
Angenommen, jede Gas- und Ölheizung in einem Wohngebäude würde durch eine Wärmepumpe ersetzt werden – welche Konsequenzen hätte das? Dieser Fragestellung ist der wissenschaftliche Beirat der Europäischen Kommission im Rahmen einer Untersuchung nachgegangen. Das Resultat: Deutschland könnte pro Jahr 125 Terawattstunden Gas und Öl einsparen.
Die Bundesrepublik hat damit gegenüber den anderen EU-Mitgliedsstaaten das größte Einsparpotenzial. Das ist damit zu erklären, dass es in keinem anderen EU-Land so viele Gaskessel in Wohngebäuden gibt wie hierzulande. Frankreich landete auf dem zweiten Platz und würde durch den kompletten Wärmepumpentausch 50 Terawattstunden sparen. Dahinter sortiert sich Italien mit 48 Terawattstunden ein.
Derzeit verbraucht Deutschland 125 Terawattstunden Erdgas innerhalb von 54 Tagen. Den Verbrauch des Industriesektors dabei ausgeklammert, würde diese Energiemenge sogar für 130 Tage ausreichen.
Lösung gegen Energiearmut – Förderung wünschenswert
Aktuell ist die Realität in Deutschland aber noch eine andere: Innerhalb der EU gibt es keinen anderen Mitgliedsstaat mit so vielen Privathaushalten, die auf Erdgas und Heizöl setzen. Zumindest bislang ist die Nachfrage nach Wärmepumpen aber eher gering. Im Jahr 2021 entfielen lediglich 16 Prozent aller verkauften Heizungssysteme auf Wärmepumpen. Nur in den Niederlanden war der Anteil mit 13 Prozent noch geringer. Vorreiter in Europa ist Finnland: Dort machen Wärmepumpen 96 Prozent der neu installierten Heizungssysteme aus.
Die Autoren der Untersuchung prognostizieren, dass eine stärkere Nutzung von Wärmepumpen eine Lösung gegen Energiearmut ist. In Kombination mit einer guten Dämmung lasse sich so vermeiden, dass die Energiekosten ansteigen – denkbar sei sogar, dass sie sinken. Zu berücksichtigen sei allerdings auch, dass Wärmepumpen mit einem recht hohen Investitionsaufwand verbunden sind. Für finanziell schwächere Haushalte könne das eine große Herausforderung darstellen. Aus diesem Grund seien staatliche Förderungen notwendig, um den Ausbau von Wärmepumpen zu fördern.
Europäische Hersteller von Wärmepumpen weltweit Spitze
Schätzungen zufolge werden bis 2030 rund 52 Millionen neue Wärmepumpen in Europa installiert. Der wissenschaftliche Beirat der EU nimmt an, dass sie dann im Schnitt 5 Prozent des jährlichen Strombedarfs ausmachen. Im Winter ist der Anteil mit 11 Prozent entsprechend höher. Zu Spitzenzeiten beträgt die Netzleistung 9 Prozent. Den Einfluss auf das Stromnetz bewertet der EU-Beirat als moderat.
In der Untersuchung wird auch die Marktsituation bei Wärmepumpen beleuchtet. Europäische Hersteller sind im Moment weltweit führend. Allmählich gewinnen jedoch auch Anbieter aus China und den USA an Bedeutung. Daher empfiehlt der Beirat den EU-Mitgliedsstaaten, heimische Unternehmen finanziell stärker zu unterstützen, damit sie ihre Position wahren können.