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Warum die Bundesnetzagentur trotz gefüllter Gasspeicher vor dem Winter warnt
Gegenwärtig ist die Lage deutlich entspannter als vor einem Jahr: Die deutschen Gasspeicher sind zwar gut gefüllt – trotzdem ist das noch kein Grund, um völlig unbesorgt in den Winter zu gehen. Das sagt zumindest die Bundesnetzagentur und steht mit dieser Meinung nicht allein da.
Entspanntere Lage als vor einem Jahr
Beim Blick auf die bloßen Zahlen ließe sich von einer komfortablen Situation sprechen. Momentan sind die Gasspeicher der Bundesrepublik zu rund 92 Prozent gefüllt. Das ist ein klarer Unterschied zu 2022. Denn im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres betrug der Füllstand nur rund 70 Prozent. Seit Ende August 2022 bezieht Deutschland inzwischen keine direkten Gasimporte mehr aus Russland.
Zwar warnte die Bundesnetzagentur damals zwischenzeitlich vor einer Mangellage, korrigierte die Prognosen aber später. Der Ausgang ist bekannt: Deutschland kam gut durch die kalte Jahreszeit. Dafür sorgten insbesondere der relativ milde Winter und die Sparbemühungen der Bevölkerung. Der tiefste Stand wurde am 17. März mit etwas mehr als 63 Prozent notiert.
Die aktuelle Situation macht Hoffnung auf einen entspannten Winter. Dennoch gibt es aus Sicht der Bundesnetzagentur Gründe, um zur Vorsicht zu mahnen.
Präsident der Bundesnetzagentur: Noch keine Entwarnung
Nach Einschätzung der Behörde bestünden „Restrisiken“ für eine Gasmangellage. Das erklärt der Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Für eine vollständige Entwarnung wäre es trotzdem verfrüht“, auch wenn nach dem Wegfall des russischen Gases andere Bezugsquellen vorhanden seien.
Zu den besagten Restrisiken gehöre in erster Linie ein sehr strenger Winter in Europa. Zudem sei das Szenario nicht auszuschließen, dass Russlands Präsident Vladimir Putin den Ländern in Südosteuropa den Gashahn zudreht. Und Müller fügt hinzu: „Zuletzt bleiben Anschläge auf Pipelines als Horrorszenario.“
Neben dem aktuellen Füllstand sei positiv zu werten, dass Industrie und Privathaushalte ihren Verbrauch reduziert haben. Trotzdem werde der Präsident der Bundesnetzagentur „abermals zum Sparen und achtsamen Umgang mit Gas aufrufen, wenn die Heizsaison naht“.
Erneuter Appell an das Sparverhalten
Der gleichen Ansicht ist auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Sie hat sich gegenüber der „Funke Mediengruppe“ zur Gasversorgung geäußert. Die Wirtschaftswissenschaftlerin erinnert daran, dass es noch europäische Länder gebe, die Russland mit Gas beliefert. „Und wenn die Versorgung eingestellt würde, müssen wir zur Hilfe eilen“, erklärt sie. Grimm sieht eine ähnliche Ausgangslage wie im vergangenen Jahr und man könne hoffen, „dass es wieder glimpflich ausgeht“. Eine erneute Sensibilisierung der Bevölkerung solle nochmals das Sparverhalten anregen.
Gasspeicher fungieren als Puffersystem. Somit lassen sich Schwankungen beim Verbrauch ausgleichen. Üblicherweise nehmen die Füllstände über den Winter wegen eines höheren Bedarfs ab und steigen nach Ende der Heizperiode wieder. Sind die Speicher zu 100 Prozent gefüllt, enthalten sie eine Gasmenge, die den landesweiten Verbrauch von 2 bis 3 durchschnittlich kalten Wintermonaten deckt.