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Russisches Gas gewinnt in der EU wieder an Bedeutung
Die Europäische Union (EU) setzt trotz des Ukraine-Krieges wieder vermehrt auf russisches Gas. Die Lieferungen über Pipelines haben seit dem ersten Quartal 2023 deutlich zugenommen.
LNG als Übergangslösung
Nachdem die EU ein Jahr zuvor deutlich weniger russisches Gas importiert hatte, ist seit dem ersten Quartal 2023 wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Grund dafür waren unter anderem der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Lieferstopp von Gazprom und die bis heute nicht aufgeklärte Sabotage von Nord Stream. Infolgedessen sanken die russischen Importe in die EU von 50 auf 15 Prozent.
Um das wegfallende Erdgas zu ersetzen, wurde verstärkt auf Flüssiggas (LNG) gesetzt, das vor allem aus den USA importiert wurde. Doch wie Zahlen von „Gas Infrastructure Europe“ (GIE) zeigen, hat sich dieser Trend inzwischen umgekehrt. Von Januar bis April dieses Jahres haben die EU-Länder die Einfuhren von LNG im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent gesenkt.
Pipeline-Gas aus Russland im Aufwind
Erstmals seit 2022 sind dagegen die Importe von russischem Pipeline-Gas im ersten Quartal angestiegen. Insgesamt wurden in den ersten 3 Monaten des Jahres mehr als 40 Milliarden Kubikmeter in die EU gesendet, was einem Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Allein im März waren es 14 Milliarden Kubikmeter Gas.
Der größte Versorger der EU ist Norwegen mit einem Anteil von 57 Prozent. Mit deutlichem Abstand folgen Russland mit 18 Prozent und Algerien mit 17 Prozent. Während Russland vor einem Jahr noch den dritten Rang hinter Algerien belegte, ist das Land nun wieder auf den zweiten Platz vorgerückt.
Insbesondere die Kostenfrage spielt eine Rolle bei der zunehmenden Beliebtheit von russischem Gas. Es ist günstiger als Gas aus anderen Regionen. Zudem erholt sich die Wirtschaft in Asien, wodurch die Nachfrage nach LNG in der zweiten Jahreshälfte steigen und damit auch die Preise in die Höhe treiben könnte.
Ein LNG-Terminal als Zankapfel
In Deutschland gibt es derzeit 4 aktive Flüssiggas-Terminals, ein weiteres steht kurz davor, den Regelbetrieb aufzunehmen. Allerdings sind noch Hürden zu überwinden. Das Terminal befindet sich in Mukran, kurz vor der Insel Rügen. Von verschiedenen Seiten wird dieses Projekt kritisch betrachtet. Eigentlich sollte Mitte Mai der Startschuss fallen und erstmals Flüssiggas zu Erdgas umgewandelt werden.
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat schon mehrere Klagen gegen das Terminal abgewiesen. Gescheitert sind unter anderem die Deutsche Umwelthilfe und der Naturschutzbund Deutschland. Jetzt könnte die Gemeinde Binz zumindest vorerst erfolgreich sein. Die Verantwortlichen vor Ort befürchten durch die Nähe zu Wohn- und Kurgebieten ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Sie haben im Eilverfahren einen Widerspruch beim Umweltamt Vorpommern gegen das Terminal eingereicht. Eine Entscheidung ist spätestens in 3 Monaten zu erwarten.