Interessante Fakten rund um Erdgas: Haben Sie das schon gewusst?

Interessante Fakten rund um Erdgas: Haben Sie das schon gewusst?

Lange Zeit war es einfach da und es gab keinen Grund, sich Sorgen um Preise oder Versorgungsknappheit zu machen. Die Rede ist vom Gas. Werfen wir einen Blick auf den fossilen Energieträger und einige Fakten, die sicherlich nicht jeder Verbraucher kennt.

So vielseitig ist der Energieträger Gas

Auch wenn meistens nur von Gas gesprochen wird, ist dieser Brennstoff wesentlich vielseitiger als sich vielleicht zunächst annehmen ließe. Es gibt zwei Arten von Gas: Das sogenannte L-Gas enthält wenig Energie und wird beispielweise in Norddeutschland und den Niederlanden gewonnen. Jedoch gehen die Reserven allmählich zuneige. Anders sieht es im Falle von H-Gas aus. Energie und Brennwert sind hoch, weswegen diese Form gefragter ist. H-Gas stammt unter anderem aus Norwegen, Russland, Dänemark und Großbritannien.

Hierzulande werden aktuell rund 25 Prozent der Haushalte mit L-Gas versorgt. Sie müssen bis spätestens 2030 eine Umrüstung ihrer Gasherde, Heizungen und Durchlauferhitzer vornehmen lassen. Bis dahin wird Deutschland auf eine einheitliche Versorgung mit H-Gas umstellen. Die Verbraucher erhalten dazu im Vorfeld die entsprechenden Informationen von ihren lokalen Netzbetreibern.

Unterschiede sind bei Gas auch hinsichtlich der Förderung zu machen. Der klassische Weg erfolgt über Bohrtürme. Die Alternative ist das sogenannte Fracking, bei dem Gesteinsschichten hydraulisch mithilfe eines Gemisches aus Wasser, Sand und Chemikalien aufgebrochen werden. Ebenfalls zwei Kategorien von Gas gibt es bezüglich des Transports. Erdgas im gasförmigen Zustand findet seinen Weg über Pipelines zu den Verbrauchsstellen. Flüssigerdgas, das auch unter der Abkürzung LNG bekannt ist, lässt sich in Behältern lagern und kann beispielsweise verschifft werden – ein klarer Vorteil. Der Nachteil besteht darin, dass starkes Herunterkühlen erforderlich ist, um Erdgas in einen flüssigen Zustand zu bringen. Das gelingt nur mit einem hohen Energieaufwand.

Die größten Produzenten und Deutschlands wichtigste Versorger

Derzeit beherrscht noch immer Russland die Berichterstattung, wenn es um die Gasversorgung geht. Viele europäische Länder haben sich weitgehend unabhängig gemacht und beziehen ihr Gas mittlerweile von anderen Lieferanten – doch wer sind eigentlich die weltweit größten Produzenten? Russland rangiert dabei auf dem zweiten Platz: Im Jahr 2023 produzierte das Land laut „BP Statistical Review of World Energy“ 586 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Nahezu das Doppelte erreichten die USA und sichern sich damit den ersten Platz. Der Iran, China, Kanada und Katar folgen auf drei, vier, fünf und sechs.

Deutschland deckt seinen Bedarf nach Angaben des Weltenergierats zu 95 Prozent über Importe. Davon entfallen 5 Prozent auf Flüssiggas, während 95 Prozent über Pipelines ankommen. 2021 und damit noch vor Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts, war Russland der wichtigste Versorger für Deutschland, der mehr als die Hälfte des importierten Erdgases beisteuerte. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet und zu den bedeutendsten Lieferanten gehören jetzt Norwegen mit 43 Prozent, die Niederlande mit 26 Prozent sowie Belgien mit 22 Prozent.

Auch wenn sich Deutschland in den kommenden Jahren mehr und mehr von fossilen Energieträgern lösen will, spielt Erdgas derzeit noch eine entscheidende Rolle. Immerhin beziehen den Brennstoff rund 21 Millionen Haushalte. Im vergangenen Jahr wurden 24,5 Prozent des kompletten Energiebedarfs im Land durch Erdgas abgedeckt. Einen noch größeren Anteil als die Privathaushalte nimmt die Industrie in Anspruch.

Das Auf und Ab des Gaspreises

Hinter dem Gaspreis liegt eine Berg- und Talfahrt. Im Zuge des Krieges hatte er 2022 einen erheblichen Sprung nach oben gemacht und sich 2023 wieder allmählich erholt. Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für Haushalte in Einfamilienhäusern zeigen das. Betrug der Preis bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) 2022 noch 20,04 Cent pro kWh, relativierte er sich 2023 wieder auf 11,53 Cent pro kWh. Dieser Vergleich bezieht sich jeweils auf das vierte Quartal.

Zukunftsprognosen zur Entwicklung des Gaspreises sind prinzipiell nicht leicht. Viele Faktoren können darauf Einfluss nehmen und dazu gehört längst nicht nur das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Beeinträchtigt wird die Preisentwicklung etwa auch vom weiteren Verlauf des russischen Kriegs in der Ukraine. Die ökonomische Lage ist ebenfalls von Bedeutung. Schwächelt die Konjunktur, fällt der Bedarf geringer aus. Floriert die Wirtschaft, wird mehr Energie benötigt. Beeinträchtigen können den Preis aber auch politische Maßnahmen wie etwa die von der Bundesregierung zu Krisenzeiten eingeführten Preisbremsen. Spekulationen an den Rohstoffbörsen sowie Steuern und Abgaben sind ebenfalls wichtige Faktoren, die zu Änderungen des Preises führen können.