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Gasspeicher voll, Energiepreise sinken – Grund zur Freude?
Die Kosten für Gas und Strom erleben einen Abwärtstrend, die Gasspeicher sind vollständig aufgefüllt und von kaltem Winterwetter ist bislang noch keine Spur. Die idealen Voraussetzungen zum Start der Heizsaison – oder gibt es doch ein Aber?
Positive Entwicklung, doch wie lange hält sie an?
Es sind Meldungen, von denen die Verbraucher vor rund einem Jahr noch geträumt hätten: Die Energiekosten sinken. Wie die Bild-Zeitung berichtet, reduzieren insgesamt 36 Strom- und 89 Gasanbieter in den nächsten Monaten die Preise. Davon profitieren rund 3 Millionen Haushalte beim Strom und 8 Millionen Haushalte beim Gas. Im Durchschnitt fallen die Energiekosten damit um 12 Prozent. Experten erwarten, dass noch weitere Anbieter nachziehen und die Preise ebenfalls nach unten korrigieren.
In einem Rechenbeispiel werden die reduzierten Kosten deutlich. Im Oktober 2022 zahlte ein Vierpersonenhaushalt noch 7.926 Euro pro Jahr. Niemals zuvor und danach war Energie so teuer. Inzwischen, ein Jahr später, haben sich die Kosten für die gleiche Energiemenge auf 5.549 Euro verringert, was einem Minus von 30 Prozent entspricht. Insbesondere das Heizen mit Gas ist merklich günstiger geworden. Fielen für einen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden vor Jahresfrist noch 4.107 Euro an, so kosten sie zum aktuellen Zeitpunkt 2.232 Euro.
Branchenkenner gehen aber nicht davon aus, dass sich dieser Trend im kommenden Jahr so positiv fortsetzt. Auf der einen Seite sinken zwar die Netzentgelte für Gas – auf der anderen Seite hebt die Bundesregierung die auf 7 Prozent reduzierte Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent an. Zudem erhöht sich die CO2-Abgabe. Die voraussichtlich bis April 2024 geltende Gaspreisbremse wird auch nicht verhindern, dass die Kosten für die Verbraucher wieder etwas steigen.
Volle Speicher – in Deutschland und der gesamten EU
Entspannt darf Deutschland angesichts seines Gasfüllstands in den Winter gehen. Am ersten Sonntag im November wurde die Marke von 100 Prozent erreicht. Der europäische Gasspeicherverband (GIE) vermeldete den exakten Stand von 100,03 Prozent – doch wie ist ein solcher Wert überhaupt möglich? Die 100 Prozent geben das Fassungsvermögen der Gasspeicher unter normalen Bedingungen an. Wenn das Gas abkühlt, reduziert sich sein Volumen und es ist Platz für weiteres Gas. Auf diese Weise kommt ein Füllstand von mehr als 100 Prozent zustande. Auch EU-weit sind die Speicher ähnlich gefüllt – nach Angaben des GEI zu durchschnittlich 99,6 Prozent.
Mit der vorhandenen Gasmenge in Deutschland lässt sich die Versorgung in bis zu 3 durchschnittlich kalten Wintermonaten sicherstellen. Eine Entwarnung von offizieller Stelle gibt es dennoch nicht. Laut Klaus Müller, dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, seien die erreichten 100 Prozent „eine gute Nachricht“. Er fügt allerdings hinzu: „Wir bitten die Menschen, sich weiter genau zu überlegen, welcher Verbrauch sich einsparen lässt.“
Die Gasspeicher sind dafür bestimmt, um Schwankungen beim Gasverbrauch auszugleichen und damit als Puffer zu dienen. Über die Wintermonate reduzieren sich die Füllstände klassischerweise und steigen im Frühjahr wieder an. Deutschlands größter Speicher befindet sich im niedersächsischen Rehden.