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Gaspreise sinken – profitieren die Verbraucher?
Seit mehreren Monaten ist ein Rückgang der hohen Gas- und Strompreise an den Börsen zu beobachten. Vorteile beschert das in erster Linie Neukunden.
Viele Anbieter kündigen Preissenkungen an
In den Hochzeiten der Energiekrise waren die Sorgen der Verbraucher besonders groß. Jetzt stehen die Zeichen etwas auf Entspannung. Für die Monate Mai bis Juli haben insgesamt 91 Stromversorger und 80 Gasanbieter angekündigt, die Preise zu senken. Im Schnitt reduzieren sich die Stromkosten dadurch um 14 Prozent, während Gas sogar um 23 Prozent günstiger wird. Darüber berichtet unter anderem das ZDF und beruft sich auf Artikel der Süddeutschen Zeitung (SZ).
Was zunächst erfreulich erscheint, muss mit einem Aber versehen werden: Die Preise bleiben insgesamt auf einem weiterhin recht hohen Niveau. Derzeit bewegen sich nahezu 90 Prozent aller Gastarife in der Grundversorgung oberhalb der Preisbremse. Bei den Stromverträgen sind es knapp 80 Prozent. Zur Erinnerung: Die Energiepreisbremse hatte die Bundesregierung eingeführt, um die Verbraucher angesichts der gestiegenen Kosten zu entlasten. Sie gilt seit März und das auch rückwirkend für Januar und Februar. Die Deckelung für Gas liegt bei 12 Cent pro Kilowattstunde, bei Strom beträgt sie 40 Cent je Kilowattstunde.
Zahlen die Kunden dennoch mehr, übernimmt der Staat die Differenz zu 80 Prozent und überweist diese direkt an die Energieunternehmen. Demnach sind die Preisbremsen als eine Art Subvention für die Versorger zu verstehen. Die Regelung verbietet den Firmen allerdings nicht, die Preise zu erhöhen – solange sie das rechtfertigen können. Üblicherweise kaufen die Versorger die Energie weit im Voraus ein. Wenn sie dabei hohe Preise gezahlt haben, sind sie dazu veranlasst, dsiese teils an ihre Kunden weiterzureichen.
Großes Sparpotenzial bei Wechsel aus der Grundversorgung
Um von den günstigeren Energiepreisen zu profitieren, empfehlen Experten den Wechsel von einem Grundversorger zu einem überregionalen Anbieter. Als Grundversorger werden jene Unternehmen bezeichnet, die vor Ort die meisten Haushalte mit Strom oder Gas beliefern. Oftmals handelt es sich dabei um Großkonzerne oder kommunale Unternehmen wie etwa die Stadtwerke.
Neukunden können mit einem Preis von durchschnittlich 11,3 Cent pro Kilowattstunde Gas rechnen und liegen damit unter der Deckelung. Aus Sicht von Branchenkennern wie dem Energieexperten Thorsten Storck existiert für Haushalte im Schnitt ein Sparpotenzial von gut 600 Euro bei einem Wechsel aus der Grundversorgung. Auch bei Strom stünden über 500 Euro in Aussicht.
Während der akutesten Phase der Energiekrise war ein Wechsel des Anbieters teilweise gar nicht möglich. Einige Versorger nahmen aufgrund der unsicheren Lage keine Neukunden an. Außerdem gab es Fälle, bei denen von Neukunden deutlich höhere Gebühren verlangt wurden als von Bestandskunden. Das ist jedoch unzulässig. Wer jetzt nach einem neuen Gasanbieter sucht, kann sich bei der Verbraucherzentrale vor Vertragsabschluss über den jeweiligen Versorger erkundigen.