Gasnetze werden nur langsam eingestellt

Gasnetze werden nur langsam eingestellt

Das Klimaschutzgesetz soll der Wegweiser in eine klimaneutrale Zukunft sein. Die Gasbetreiber verhalten sich beim Stilllegen ihrer Netze dennoch zögerlich. Laut einer aktuellen Umfrage fehlt es in vielen Städten bislang an konkreten Konzepten. Zudem hadern die Versorger mit Unsicherheiten und politischen Regelwerken.

Zögerliche Umsetzung der Klimaziele

In Deutschland sind die Gasnetzbetreiber nach dem Klimaschutzgesetz dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu sein. Davon ist bislang nur wenig zu erkennen, wie eine Umfrage des „Handelsblatt“ verdeutlicht. Viele der größten Betreiber haben noch keine Pläne zum Stilllegen ihrer Netze. Städte wie Freiburg oder Düsseldorf zeigen sich zurückhaltend und nennen vorerst keine konkreten Termine. Dabei wächst der Druck durch das Klimaschutzgesetz.

Hintergrund dieses zögerlichen Verhaltens ist die Unsicherheit über die Verfügbarkeit sogenannter grüner Gase wie Wasserstoff oder Biogas, mit denen sich eine klimaneutrale Versorgung erreichen ließe. Bis 2045 sollen diese zur Verfügung stehen, die Betreiber gehen jedoch davon aus, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausreichend und nicht zu bezahlbaren Preisen vorhanden sein werden.

Obwohl es Verzögerungen bei der Umstellung auf grüne Energiequellen gibt, müssen die Betreiber schon jetzt die Zukunft ihrer Netze vorbereiten. Städte mit einer Einwohnerzahl von mehr als 100.000 sind laut dem Wärmeplanungsgesetz dazu verpflichtet, bis 2026 eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Zurückhaltung ist auch hier zu beobachten. Laut der Handelsblatt-Umfrage wollen viele der Versorger die kommunalen Konzepte abwarten und erst dann verbindliche Entscheidungen treffen.

Anpassung durch beschleunigte Abschreibungen

Trotz des zögerlichen Vorgehens beim Stilllegen der Netze bereiten sich einige Unternehmen finanziell auf die anstehenden Veränderungen vor. Der Gesetzgeber hat es den Betreibern gestattet, mit der Abschreibung der Netze früher zu beginnen. Das ermöglicht es den Versorgern, ihre Investitionen in die Infrastruktur schneller zurückzugewinnen. Somit liegt ein zusätzlicher Anreiz vor, sich eher von den Gasnetzen zu trennen.

Einige Unternehmen wie beispielsweise die Mainova aus Frankfurt oder die Hamburger Energienetze haben bereits angekündigt, ihre Netze früher abzuschreiben als ursprünglich geplant. Dadurch können die Kosten für die Gasversorgung kurzfristig steigen, da höhere Netzentgelte erforderlich sind, um die kürzere Abschreibungsdauer zu kompensieren.

Die Frage nach der Zukunft der Gasnetze bleibt vorerst offen. Ein besonders brisanter Aspekt ist dabei, wie die Betreiber die Wasserstofftechnologie nutzen wollen. Bislang haben nur wenige Betreiber vor, die Wasserstoffinfrastruktur auch privaten Haushalten zugänglich zu machen. Für die meisten Versorger wird Wasserstoff in erster Linie eine Rolle in der Industrie sowie als Brennstoff für Fernwärme spielen. Konkrete Pläne sind aber auch hier noch in der Entwicklung.