Magazin
Gasheizungen dominieren, Interesse an Wärmepumpen rückläufig
Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien – so lautete zumindest das Ziel der aktuellen Bundesregierung. Die Realität sieht etwas anders aus, wie mehrere Statistiken zeigen.
Altbewährte Heizungstypen dominieren weiterhin
Eine aktuell veröffentlichte Auswertung dürfte für Stirnrunzeln bei den Vertretern der Ampelkoalition und insbesondere bei Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sorgen. Die Verantwortlichen möchten schließlich die Verbraucher für nachhaltige Heizmethoden gewinnen und die Abkehr von Öl und Gas erreichen. Doch offenbar gestaltet sich das bislang schwierig.
Der Großteil der Bevölkerung in Deutschland nutzt altbewährte Heizungstypen, wobei die Gasheizung noch die mit Abstand beliebteste Variante ist. Gerade im Süden des Landes und speziell in Bayern wird auf Heizöl gesetzt. Fernwärme spielt eine eher untergeordnete Rolle und ist vorrangig im Osten zu finden.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Es handelt sich nicht um aktuelle Werte aus diesem Jahr. Sie stammen stattdessen aus 2022, als sie im Rahmen einer Zensus-Erhebung festgestellt wurden. Dass sich in der Zwischenzeit jedoch etwas markant geändert hat, ist eher unwahrscheinlich.
Euphorie scheint verflogen: Absatz von Wärmepumpen sinkt
Dass die Daten aus 2022 nach wie vor Relevanz haben, untermauern die Absatzzahlen für Wärmepumpen. Zunächst erfreuten sie sich zwischen 2019 und 2023 einer permanent wachsenden Nachfrage. Allein von 2021 bis 2023 stiegen die Verkäufe um mehr als das Doppelte – wenn auch auf einem vergleichsweise geringen Niveau.
Mittlerweile ist von der Euphorie aber kaum noch etwas zu erkennen. Im aktuellen Jahresverlauf bis einschließlich Mai lässt sich ein Nachfragerückgang von 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum feststellen. Das entspricht rund 76.000 Wärmepumpen, die in den ersten 5 Monaten in 2024 erworben wurden. Erhofft hatte sich die Bundesregierung bis Ende Dezember allerdings mindestens 500.000 verkaufte Modelle.
Aus diesem Grund unterstützt sie auch den Kauf einer Wärmepumpe, indem bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Zuschuss beantragt werden kann. Die Förderung beträgt dabei bis zu 70 Prozent. Allerdings nehmen nur wenige Bürger diese Möglichkeit wahr. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilt, hat es bis Mitte Juli insgesamt lediglich rund 70.000 Anträge gegeben.
Gründe für vorsichtigen Optimismus, Weg ist aber noch lang
Dennoch übt sich das Ministerium in Optimismus. Es verweist gegenüber „Ippen Media“ darauf, dass knapp zwei Drittel der im letzten Jahr fertiggestellten 96.800 Wohngebäude eine Wärmepumpe als primäre Energiequelle nutzen. Die Zahlen des Zensus aus 2022 deuten jedoch auf einen langen Weg hin: Nur 6,7 Prozent der Haushalte heizen mit erneuerbaren Energien.
Dabei lassen sich regionale Unterschiede erkennen. Der Süden setzt stärker auf erneuerbare Energien. Wie „op-online.de“ berichtet, trifft das in Bayern auf bis zu 20 Prozent der Haushalte zu. Norddeutschland – wenngleich besonders engagiert beim Ausbau von Photovoltaik und Windkraft – zeigt sich eher verhalten: Nur rund 5 Prozent der Haushalte heizen schon mit erneuerbaren Energien. Als „erneuerbar“ definiert das Wirtschaftsministerium Wärmepumpen, Abwärme, Solar und Biomasse inklusive Holz.
Für die Zukunft ist ein erweiterter Ausbau der Solarenergie vorgesehen. Bei Neubauten mit gewerblicher Nutzung könnte es verpflichtend werden, eine Photovoltaikanlage zu installieren. Bei privaten Neubauten „soll es die Regel werden“, wie es im Koalitionsvertrag heißt. Bislang stockt auch diese Entwicklung: Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) zeigen, dass im ersten Halbjahr 2024 knapp 520.000 Photovoltaik-Anlagen zugebaut wurden. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 30.000 Anlagen mehr. Einen positiven Aspekt hat diese Entwicklung aber: Die Solarleistung der verbauten Anlagen ist um 10 Prozent höher. Trotzdem dürfte noch einige Zeit vergehen, bis sich die erneuerbaren Energien in der Gesellschaft etablieren.