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Erste Großstadt kündigt Ende des Gasnetzes an
Aktuell ist Gas noch der wichtigste Energieträger fürs Heizen in Deutschland. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Eine bayerische Metropole geht den ersten Schritt und sorgt damit für Aufsehen.
Augsburger erhalten überraschende Post
Bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein – das ist das große Ziel, dem sich die Bundesrepublik verschrieben hat. Um diese Vorgabe zu erreichen, wurde das Heizungsgesetz erarbeitet, das als rechtlicher Rahmen dient. Die konkreten Regelungen müssen aber lokal getroffen werden.
Die Stadt Augsburg schafft bereits klare Verhältnisse: Verbraucher erhalten derzeit Post, die sie über das bevorstehende Ende der Gasversorgung in Kenntnis setzt. Darüber berichtet das "Handelsblatt". In dem Schreiben heißt es, dass in rund 10 Jahren mit der Abschaltung des Gasnetzes zu rechnen ist.
Wärmepumpen und Fernwärme werden an Bedeutung gewinnen
Dass derartige Ankündigungen für Aufregung sorgen, erklärt sich von selbst. Immerhin würde das für manche Verbraucher bedeuten, dass sie ihre Gasheizung nicht mehr nutzen können, da keine Versorgung mehr gewährleistet ist. Erst vor wenigen Wochen sorgte ein Papier des von Robert Habeck (Grüne) geführten Bundeswirtschaftsministeriums für Aufsehen. Darin wurde in Erwägung gezogen, Gasnetze in den nächsten 10 bis 15 Jahren vermehrt abzuschalten, falls sie schlichtweg nicht mehr wirtschaftlich sind.
Gewinnen Fernwärme und Wärmepumpen künftig an Bedeutung, wird es weniger Gaskunden geben und somit lässt sich das vorhandene Netz irgendwann nicht mehr kostendeckend betreiben. Im Zuge dessen sollen Netzbetreiber die Befugnis erhalten, Anschlüsse zu verweigern oder gar zu kündigen.
Nach Zahlen des Wirtschaftsministeriums setzen derzeit noch 19,6 Millionen Haushalte auf Erdgas als Energieträger. Das entspricht einem Anteil von gut 48 Prozent. Doch wie Daten des Portals "Statista" zeigen, ist dieser Wert in den vergangenen Jahren bereits klar zurückgegangen. Die Anzahl der Gasheizungen sank zwischen 2012 und 2022 um ein Drittel.
Austausch über kurz oder lang ohnehin nötig
Und gleich noch eine Statistik: Im Schnitt sind Gasheizungen in Deutschland 17 Jahre alt. Dementsprechend wird bei vielen Geräten ohnehin auf absehbare Zeit ein Austausch erforderlich. Im Heizungsgesetz ist eine Stilllegung nach maximal 30 Jahren Nutzungsdauer vorgesehen.
Rückt ein Austausch auf den Plan, bietet sich Verbrauchern die Gelegenheit zum Wechsel von Gas zu einer anderen Technologie. Die Bundesregierung rät schon länger davon ab, erneut eine Gasheizung installieren zu lassen. Wie die "Berliner Morgenpost" berichtet, gehen die Verantwortlichen in Augsburg davon aus, dass etwa 20 Prozent der Gaskunden trotz oder ungeachtet der Warnungen in eine neue Gasheizung investiert haben. Umso größer ist die Herausforderung, die Verbraucher von einem anderen Heizsystem zu überzeugen. Daher bestehe in Bayerns drittgrößter Stadt der Wunsch nach klaren Richtlinien und rechtlichen Grundlagen seitens des Wirtschaftsministeriums.