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Die Zukunft der Gasversorgung in Deutschland
Die Energiewende sorgt für viele Diskussionen, wobei eine der wichtigsten auf die Zukunft des Gasnetzes abzielt. Droht ihm mittelfristig die Stilllegung oder lässt es sich auf Wasserstoff umstellen? Was Verbraucher und Industrie erwarten können.
Rahmenbedingungen für die Transformation der Gasnetze
Das Bundeswirtschaftsministerium möchte einen verbindlichen Rahmen für die Umgestaltung der Gasnetze schaffen. Ziel ist es, am Ende verbindliche Regeln zu entwickeln. Dabei ist in Verteilernetze und Ferngasleitungen zu unterscheiden. Die Verteilernetze erstrecken sich auf eine Länge von rund 555.000 Kilometern, um Gas zu den Endkunden zu transportieren. Gegenwärtig werden rund 19,6 Millionen von insgesamt 40,6 Millionen Wohnungen mit Erdgas beheizt. Weitere 1,8 Millionen Abnehmer gibt es im Gewerbe und in der Industrie.
Ferngasleitungen sind unterdessen für den Transport von Erdgas quer durch das ganze Land bestimmt. Über sie wird zudem der Import des Energieträgers vollzogen. Diese Ferngasleitungen sollen zum großen Teil in den kommenden Jahren auf Wasserstoff umgestellt werden.
Laut dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) ist auch eine Umstellung der Gasverteilnetze auf Wasserstoff realisierbar. Allerdings bedeutet eine technische Umsetzbarkeit nicht automatisch, dass auch die politische Unterstützung dafür besteht. Das Bundeswirtschaftsministerium setzt auf Stilllegung und sieht elektrische Wärmepumpen und Wärmenetze als Standardlösung für die Beheizung von Gebäuden. Wasserstoff soll vor allem in der Industrie und im Gewerbe eingesetzt werden.
Verbraucherschutz und Wärmeplanung
Verbraucher müssen sich keine Sorgen machen, dass ihre Gasanschlüsse überraschend gekündigt werden. Das Wirtschaftsministerium möchte im Sinne des Verbraucherschutzes sicherstellen, dass kurzfristige Kündigungen nicht möglich sind. Anschlusskündigungen sollen erst erfolgen, wenn eine alternative Energieversorgung garantiert werden kann.
Die Wärmeplanung durch die Kommunen soll ebenfalls Überraschungen verhindern und den Hauseigentümern aufzeigen, welche alternativen Energiequellen infrage kommen. Städte mit einer Einwohnerzahl von mehr als 100.000 müssen die Planung bis zum 30. Juni 2026 vorlegen. Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern werden genau 2 Jahre mehr eingeräumt. Hauseigentümer entnehmen der Wärmeplanung künftig, ob sich ihr Objekt beispielsweise an ein Fernwärmenetz anschließen lässt oder Wärmepumpen bei ihnen vor Ort die bevorzugte Lösung sind.
Bedeutung des Erdgases für Industrie und Gewerbe
Erdgas spielt eine wichtige Rolle in der Industrie und im Gewerbe. Nach heutigem Stand der Technik kann es dort nur schwer ersetzt werden. Zudem reichen die Kapazitäten der Stromleitungen nicht aus, um eine Umstellung zu ermöglichen. Daher werden viele Unternehmen auf gasförmige Energieträger angewiesen bleiben. Neben Wasserstoff kommt auch Biogas in Betracht.
Kerstin Andreae, Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), bringt die Prognose für die Energieversorgung in Deutschland auf den Punkt: „Die Transformation der Gasnetze ist ein heterogener Prozess, der sich über zwei Dekaden erstrecken wird, wobei der Umbau nicht überall im gleichen Tempo erfolgt.“