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Deutsche haben ihren Gasverbrauch 2022 deutlich reduziert
So manche Stimme aus der Politik mahnte im vergangenen Jahr zum Sparen – vorrangig aus Sorge vor drohender Energieknappheit. Das Ende der Heizperiode bringt ein bemerkenswertes Ergebnis zum Vorschein, das eine Studie aufgedeckt hat. Demnach senkten Privathaushalte und Unternehmen hierzulande ihren Gasverbrauch signifikant.
Studienergebnis übertrifft die Erwartungen
Wie hat sich angesichts der Energiekrise der Gasverbrauch in Deutschland entwickelt? Die Antwort liefert eine Studie des Centre for Sustainability der Hertie School, die kürzlich veröffentlicht wurde. Ihre wichtigste Erkenntnis: Die Deutschen konnten ihren Verbrauch in der 2. Jahreshälfte von 2022 deutlich reduzieren – und zwar um nahezu ein Viertel. Konkret steht dabei die Heizperiode von September bis Dezember im Fokus. Innerhalb dieses Zeitraums lässt sich im Vergleich zu 2021 ein Rückgang von 23 Prozent feststellen. Der September sticht noch einmal deutlich heraus. Die Einsparung lag in diesem Monat sogar bei 28 Prozent.
Dieses Ergebnis übertrifft die Forderungen der Politik deutlich. Die Europäische Union (EU) rief zu Gaseinsparungen von 15 Prozent auf, die Bundesregierung nannte 20 Prozent als Ziel. Oliver Ruhnau, Erstautor der Studie, bezeichnet das Ergebnis als „eine grundlegende Veränderung und deutlich mehr, als wir zu Beginn der Krise erwartet haben“.
So haben Industrie und Privathaushalte ihren Verbrauch reduziert
Die Autoren der Studie wendeten nach eigenen Angaben spezielle Rechenmodelle an. Dadurch lässt sich ausschließen, dass Wetter- oder Konjunktureinflüsse diese Entwicklung beeinträchtigt haben. Vielmehr liegt es am bewussten Sparen der Deutschen. Privathaushalte und Industrie begannen damit zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Dafür gibt es einen schlüssigen Grund: Die Preiserhöhungen treffen die Industrie früher und werden erst verzögert an den Endkunden weitergegeben.
Daher begann die Industrie bereits im September 2021 damit, ihren Verbrauch zu senken. Bei Privathaushalten setzte ab März 2022 eine deutlich erkennbare Veränderung ein. Zudem fiel auf, dass die Industrie im Zeitraum von September 2021 bis Dezember 2022 mit 24 Prozent doppelt so viel einsparte wie Privathaushalte. Das ist darauf zurückzuführen, dass private Nutzer in den Sommermonaten aufgrund abgeschalteter Heizungen kaum Einsparpotenzial haben.
Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass die Marktpreise für die Verhaltensänderungen der Verbraucher verantwortlich sind – staatliche Subventionen hingegen kaum. Lion Hirth, Professor für Energiepolitik und Co-Autor der Studie, bezeichnet die Marktpreise daher als „wirksames Mittel“, mit dem es möglich sei, Anreize zum Sparen von Gas zu schaffen. Um Härten abzufedern, wären aber auch Entlastungspakte und Unterstützungsmaßnahmen erforderlich. Hier komme es auf die Gestaltung an, um dennoch den Anlass zum Sparen aufrechtzuerhalten.